Gener - Vorwort
Aus dem Vorwort zu ihrem Buch
"Gener - ein neues Modell der Weltanschauung"
Schnell verfließt das 20. Jahrhundert. Es schuf viele neue Zweige am Baum der Wissenschaft, die, in ganz verschiedene Bereiche hineinwachsend, der Menschheit die Möglichkeit gaben, auf ihren Planeten einen Blick von außen zu werfen, das Atom zu zerlegen und in die Genstruktur des Menschen einzugreifen.
Der Mensch - ein "Atom" des irdischen Gemeinwesens
- versteht zwar intuitiv den wechselseitigen Zusammenhang und die Einheit
des ganzen Daseins, doch schon Jahrtausende lang gelingt es ihm nicht,
seinen Wissensdurst zu stillen und Antworten auf ewige Fragen von Anfang,
Entwicklung, Aufbau, Ende oder Unendlichkeit der Welt und von dem Platz
des Menschen in dieser Welt zu finden. Diese Weltanschauungsfragen waren
immer der Gegenstand der Philosophie, die nach dem allgemeinen System
der dem Weltall zugrundeliegenden Prinzipien sucht.
Die Philosophie versucht, die ganze Vielfalt des Universums und seiner
Veränderungen (Evolution) zusammenzuführen, sie nimmt zu Hilfe
Entdeckungen, Theorien und Hypothesen aus verschiedenen Wissenschaftsbereichen.
Deswegen ist sie gezwungen, Begriffe zu verwenden, die dem Alltagsverständnis
nur schwer zugänglich sind - so wie Einheit, Unendlichkeit, Mehrdimensionalität
des Raums, zyklischer Charakter und Grenzen von Veränderungen usw.
Um das Verstehen des Komplexen zu erleichtern, wird
des öfteren die Modellierungsmethode angewendet. Modelle ermöglichen
es, das Wesentliche von komplexen Systemen und in ihrem Inneren verlaufenden
Prozessen zu erkennen. Besonders anschaulich sind geometrische Modelle
mit ihren klaren Formen und Strukturen, Einfachheit und Ausdruckskraft.
In den siebziger Jahren unternahm die Autorin einen Versuch, die geometrische
Gestalt ausfindig zu machen, die den philosophischen dialektischen Gesetzmäßigkeiten
und dem Charakter von Entwicklungsprozessen komplexer Systeme entsprechen
würde. Die gefundene Gestalt fand ihre Verkörperung in einem
Unterrichtsgerät, für das die Autorin in Russland Patent Nr.
2000609 bekam.
Dem Gerät und allen neuen geometrischen Modellen,
die in dem vorliegenden Aufsatz vorgestellt werden, liegt ein und dasselbe
Schema zugrunde, in Form einer Kurve, die aus zwei spiralartigen, von
einer gemeinsamen Außenwindung umfassten Zweigen mit unendlich
vielen Innenwindungen besteht.
Diese Kurve, wie noch gezeigt wird, besitzt eine Menge von Eigenschaften,
die es erlauben, die wichtigsten verallgemeinernden Vorstellungen zu
veranschaulichen, unter anderem Einheit und Dualität, Endlichkeit
und Unendlichkeit, Grenzenlosigkeit und Vollendung, Beständigkeit
und Veränderlichkeit, Kontinuität und Diskontinuität,
Vielfältigkeit und Hierarchie, Polarität, Wechselbeziehung
und vieles andere.
Solch ein einzigartiger Satz von Eigenschaften verwandelt das Schema
in einen eigenartigen "philosophischen Embryo", in dem die
wichtigen, in der Geometrieform ausgedruckten Gesetzmäßigkeiten
konzentriert sind. Übrigens erinnert die Außenkontur des
Schemas an den menschlichen Embryo und die zwei inneren spiraligen Innenzweige
an den zweispiraligen genetischen Code, der das Programm der Entwicklung
des menschlichen Organismus aus einer mikroskopischen Zelle enthält.
Ein solches Schema illustriert die für verschiedenartige Systeme
generalisierten Gesetzmäßigkeiten ihres generellen Evolutionsweges
und kann für die Generierung neuer Ideen nützlich sein.
Die linguistische Ähnlichkeit der hervorgehobenen
Wörter und ihr Bezug zum verallgemeinernden evolutionstheoretischen
Ansatz in der Wissenschaft ausnutzend, erschien es logisch, dem Schema
einen kurzen und prägnanten Namen "Gener" zu geben. Daraus
können leicht die Namen anderer, mit dem ursprünglichen Schema
verwandten Modelle abgeleitet werden, z. B. der Terminus "Generoid",
der für den durch die Drehung des Geners entstehenden geometrischen
Körper bestimmt ist. Die Gesamtheit der Generomodelle, d.h. der
auf Grund des Geners geschaffenen geometrischen Modelle, wird als "Generiana"
bezeichnet.
Neben der Veranschaulichung von abstrakten Vorstellungen, ermöglichen
es die Generomodelle, die gesetzmäßigen Beziehungen zwischen
verschiedenen Klassen von Objekten geometrisch widerzuspiegeln, d.h.
diese Objekte zu klassifizieren, den Platz jedes Objektes im System
feststellend, um die Menge von empirisch gewonnenen Kenntnissen zu ordnen
- mit dem Ziel, die theoretische Synthese dieser Kenntnisse zu ermöglichen.
Es scheint, dass die Generomodelle ein bedeutendes, prognostizierendes
und heuristisches Potential besitzen und für das Generieren neuer
Ideen in verschiedensten Wissenschaftszweigen nützlich sein können.
Das Dargelegte gibt den Grund für die Hoffnung, dass die Generomodelle
- diese leicht erkennbaren und lakonischen geometrischen Gestalten -
die nicht allzu lange Reihe bereits existierender "Schemata des
Universums" erfolgreich ergänzen.
In diesem Buch handelt es sich also um die neuen geometrischen Modelle, die dazu bestimmt sind, die Auffassung von verallgemeinernden Vorstellungen des Universums, seiner Evolution und den Methoden der Welterkenntnis zu erleichtern, d. h., um neue Modelle in der Weltanschauung.
Genrietta Liakhovitskaia
St. Petersburg, 1995